====== Frühlings-Lieder ====== * Alle Vögel sind schon da * Auf einem Baum ein Kuckuck * Der Winter ist vergangen * Es tönen die Lieder * Im Märzen der Bauer * Jetzt fängt das schöne Frühjahr an * Komm, lieber Mai und mache * Winter, ade ===== Alle Vögel sind schon da =====
Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle! \\ Welch ein Singen, Musiziern, \\ Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern! \\ Frühling will nun einmarschiern, \\ Kommt mit Sang und Schalle. \\ Wie sie alle lustig sind, \\ Flink und froh sich regen! \\ Amsel, Drossel, Fink und Star \\ Und die ganze Vogelschar \\ Wünschet dir ein frohes Jahr, \\ Lauter Heil und Segen! \\ Was sie uns verkündet nun \\ Nehmen wir zu Herzen: \\ Wir auch wollen lustig sein, \\ Lustig wie die Vögelein, \\ Hier und dort, Feld aus, Feld ein, \\ Singen springen, scherzen!* Text: Hoffmann von Fallersleben - 1835 * Musik: nach der Melodie "Morgen muß ich fort von hier" aus dem 18. Jahrhundert ===== Auf einem Baum ein Kuckuck =====
Auf einem Baum ein Kuckuck \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim - \\ Auf einem Baum ein Kuckuck saß. \\ Da kam ein junger Jäger \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim - \\ Da kam ein junger Jägersmann. \\ Der schoß den armen Kuckuck, - \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim - \\ Der schoß den armen Kuckuck tot. \\ Doch als ein Jahr vergangen \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim - \\ Und als ein Jahr vergangen war. \\ Da war der Kuckuck wieder \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim \\ Da war der Kuckuck wieder da! \\ Da freuten sich die Leute, \\ Sim sa la dim, bam ba, \\ Sa la du, sa la dim \\ Da freuten sich die Leute sehr.* Text und Musik: anonym, Bergisches Land - in Ludwig Erk: Liederhort (1838) * Dieses Volkslied aus dem Bergischen Land wird oft als reines Kinderlied betrachtet, dabei ist der Kuckuck vor allem als Symbol des Frühlings und damit auch Freiheitssymbol, besonders in der Revolution von 1848. Der Kuckuck verkörpert hier den Widerstand, während der "Jägersmann" für einen absolutistischen Fürsten steht. Am Ende kommt die Freiheit trotz Mord und Unterdrückung wieder. ===== Der Winter ist vergangen =====
Der Winter ist vergangen \\ ich seh des Maien Schein \\ Ich seh die Blümlein prangen \\ des ist mein Herz erfreut \\ So fern in jenem Tale \\ Da ist gar lustig sein \\ da singt Frau Nachtigalle \\ und manch Waldvögelein. \\ Ich gehe, ein Mai zu hauen \\ Hin durch das grüne Gras \\ Schenk meinem Buhl die Treue, \\ Die mir die Liebste was \\ Und bitt, daß sie mag kommen \\ All an dem Fenster stahn \\ Empfang´n den Mai mit Blumen \\ Er ist gar wohl getan. \\ Und als die Allerliebste \\ sein Reden hatt gehört \\ da stand sie Traurigliche \\ und sprach zu ihm ein Wort \\ "Ich hab den Mai empfangen \\ mit großer Würdigkeit!" \\ Er küßt sie an die Wangen \\ war das nicht Ehrbarkeit? \\ Er nahm sie sonder Trauern \\ In seine Arme blank, \\ Der Wächter auf der Mauern, \\ Hub an ein Lied und sang: \\ Ist jemand noch darinnen, \\ Der mag bald heimwärts gan! \\ Ich seh den Tag herdringen \\ Schon durch die Wolken klar. \\ Ade, mein Allerliebste, \\ Ade, schön Blümlein fein, \\ Ade schön Rosenblume, \\ Es muß geschieden sein. \\ Bis daß ich wiederkomme, \\ Bleibst du die Liebste mein \\ Das Herz in meinem Leibe \\ Gehört ja allzeit dein.* Text: anonym, altniederländisches Volkslied aus dem 16. Jahrhundert, um 1539 überliefert * Musik: in dem Lautenbuch des Thysius, um 1600, auf die gleiche Melodie wird gesungen * Eines der ältesten Lieder, das heute noch verbreitet ist. Der Text bezieht sich auf die wandernden Handwerksgesellen des Mittelalters, die im Frühling weiter wanderten und sich von ihren Freundinnen trennen mussten. Die Wanderschaft war Brauch und hatte den Sinn, dass die Gesellen in ihrer Ausbildung zum Meister die handwerklichen Techniken und Fähigkeiten anderer Länder kennenlernen sollten. ===== Es tönen die Lieder =====
Es tönen die Lieder \\ der Frühling kehrt wieder \\ es spielet der Hirte \\ auf seiner Schalmei \\ la la la ...* Text und Musik: anonym aus dem 19. Jahrhundert * Kanon zu drei Stimmen * in Der Spielmann (1914, 1947) ===== Im Märzen der Bauer =====
Im Märzen der Bauer \\ die Rößlein einspannt \\ Er setzt seine Felder \\ und Wiesen in Stand. \\ Er pflüget den Boden \\ er egget und sät \\ und rührt seine Hände \\ früh morgens und spät. \\ Die Bäu´rin, die Mägde \\ sie dürfen nicht ruh´n \\ sie haben in Haus \\ und Garten zu tun. \\ Sie graben und rechen \\ und singen ein Lied \\ sie freu´n sich, wenn alles \\ schön grünet und blüht. \\ So geht unter Arbeit \\ das Frühjahr vorbei \\ Da erntet der Bauer \\ das duftende Heu \\ Er mäht das Getreide \\ dann drischt er es aus \\ Im Winter da gibt es \\ manch fröhlichen Schmaus \\* Text und Musik: aus Nordmähren, 19. Jahrhundert ===== Komm, lieber Mai und mache =====
Komm, lieber Mai, und mache \\ die Bäume wieder grün \\ und lass mir an dem Bache \\ die kleinen Veilchen blühn! \\ Wie möchte ich doch so gerne \\ ein Veilchen wieder sehn, \\ ach, lieber Mai, wie gerne \\ einmal spazieren gehn! \\ Zwar Wintertage haben \\ wohl auch der Freuden viel: \\ man kann im Schnee eins traben \\ und treibt manch Abendspiel, \\ baut Häuserchen von Karten, \\ spielt Blindekuh und Pfand, \\ auch gibt's wohl Schlittenfahrten \\ aufs liebe freie Land. Doch wenn die Vögel singen \\ und wir dann froh und flink \\ auf grünem Rasen springen, \\ das ist ein ander Ding! \\ Jetzt muss mein Steckenpferdchen \\ dort in dem Winkel stehen, \\ denn draussen in dem Gärtchen \\ kann man vor Schmutz nicht gehn. Am meisten aber dauert \\ mich Lottchens Herzeleid, \\ das arme Mädchen lauert \\ recht auf die Blumenzeit. \\ Umsonst hol ich ihr Spielchen \\ zum Zeitvertreib herbei, \\ sie sitzt in ihrem Stühlchen \\ wie's Hühnchen aus dem Ei. \\ Ach, wenn's doch erst gelinder \\ und grüner draußen wär! \\ komm, lieber Mai, wir Kinder, \\ wir bitten gar zu sehr! \\ O komm und bring vor allem \\ uns viele Veilchen mit, \\ bring auch viele Nachtigallen \\ und schöne Kuckucks mit. \\* Text: Christian Adolf Overbeck (1775), "Fritzchen an den Mai") * Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1791) * Dieses Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der vierten Klasse vorgeschrieben (Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912) ===== Winter, ade =====
Winter ade! \\ Scheiden tut weh. \\ Aber dein Scheiden macht, \\ Daß mir das Herze lacht! \\ Winter ade! \\ Scheiden tut weh \\ Winter ade! \\ Scheiden tut weh. \\ Gerne vergeß ich dein, \\ Kannst immer ferne sein. \\ Winter ade! \\ Scheiden tut weh. \\ Winter ade! \\ Scheiden tut weh. \\ Gehst du nicht bald nach Haus, \\ Lacht dich der Kuckkuck aus! \\ Winter ade! \\ Scheiden tut weh.* Text: Hoffmann von Fallersleben 1835 * Musik: nach einem alten fränkischen Volkslied: Schätzchen ade, zuerst bei Friedrich Silcher, 1827. Vielfach als Kinderlied eingeordnet, ist dieses Lied doch auch politisch deutbar. Der "Kuckuck" als Freiheitssymbol der 1848er-Revolution ist hinlänglich bekannt; und es gibt viele weitere Gedichte, in denen Hoffmann die politischen Verhältnisse in Deutschland als "Winter" bezeichnet. Das Lied entstand drei Jahre nach dem Hambacher Fest (1832). Offensichtlich war und ist der politische Zusammenhang aber nicht: Dieses Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Unterricht in der ersten Klasse vorgeschrieben (Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912)