Unterseite von Überblick: Inkonsistenzen in der Bibel
Thema in diesem Buch ist der Auszug aus Ägypten.
In der Geschichte um den Auszug aus Ägypten geht es natürlich nicht um die Frage von Vorwerfbarkeit und Schuld, sondern um Zauberer und Massenmord, aber warum ist der namenlose Pharaoh nicht einfach per se „böse“? Warum ist im Auftrag an Mose schon das Eingeständnis, dass Gott den Pharaoh manipulieren wird?
Und der HERR sprach zu Mose: Siehe zu, wenn du wieder nach Ägypten kommst, daß du alle Wunder tust vor Pharao, die ich dir in deine Hand gegeben habe; aber ich will sein Herz verstocken, daß er das Volk nicht lassen wird. 2. Mose 4, 21
Wirklich nur, weil es die bessere, blutrünstigere Geschichte abgibt? Ja, genau deswegen:
Aber ich will Pharaos Herz verhärten, daß ich meiner Zeichen und Wunder viel tue in Ägyptenland. 2. Mose 7, 3
Es geht nur um die Show:
Und der HERR sprach zu Mose: Gehe hinein zu Pharao; denn ich habe sein und seiner Knechte Herz verhärtet, auf daß ich diese meine Zeichen unter ihnen tue, 2. Mose 10, 1
Der Pharao hat gar nicht die Möglichkeit, sich anders zu entscheiden, zu sagen: „Danke für alles, gute Reise!“
Also ward das Herz Pharaos verstockt, und er hörte sie nicht, wie denn der HERR geredet hatte. 2. Mose 7, 13
Musterstück für die Ethik des Bibelgottes JHWH - der das für „Gottes Werk“ hält, kann nur eine Ethik entwickeln, in der „Mitleid“ eine hohle Phrase ist.
Aber der HERR verstockte das Herz Pharaos, daß er sie nicht hörte, wie denn der HERR gesagt hatte. 2. Mose 9, 12
Weitere Fundstellen sind: 2. Mose 8, 15; 10, 20; 10, 27; 11, 10
Nachdem Mose das Zauber-Duell dadurch gewonnen hat, dass sein Gott JHWH alles Erstgeborenen tötet, dürfen die Israeliten endlich (für die Ägypter) gehen. Doch das reicht noch nicht - der Pharaoh wird wieder besessen von JHWH und verfolgt die Israeliten, damit Gott (JHWH) seine Zaubershow fortsetzen kann:
Und ich will sein Herz verstocken, daß er ihnen nachjage, und will an Pharao und an aller seiner Macht Ehre einlegen, und die Ägypter sollen innewerden, daß ich der HERR bin. 2. Mose 14, 4
Um ganz sicher zu gehen, dass niemand auf ägyptischer Seite Vernunft annimmt, macht er alle Ägypter besessen:
Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, daß sie euch nachfolgen. 2. Mose 14, 17
Und er nennt es auch noch „Ehre einlegen“ …
Denn der HERR verstockte das Herz Pharaos, des Königs in Ägypten, daß er den Kindern Israel nachjagte.
Und die Ägypter sollen innewerden, daß ich der HERR bin, wenn ich Ehre eingelegt habe an Pharao und an seinen Wagen und Reitern. 2. Mose 14, 8 u. 18
Nachtrag: Wegen des großen Erfolges mit dem „Herz verstocken“, macht Gott JHWH in Kanaan weiter, siehe: Du bist mein Feind, ob du willst oder nicht: Verstockte Herzen fortgesetzt
Und nachdem ein ums andere Mal klargestellt wurde, dass der Gott JHWH dafür verantwortlich ist, dass der Pharaoh die Israeliten nicht gehen lassen wollte - macht Mose im nachhinein den Israeliten gegenüber natürlich den Pharaoh verantwortlich.
Denn da Pharao hart war, uns loszulassen, erschlug der HERR alle Erstgeburt in Ägyptenland, von der Menschen Erstgeburt an bis an die Erstgeburt des Viehs. 2. Mose 13, 15
Und wieder zwei Grundwerte der abrahamitschen Religionen:
Nachtrag: Es gibt einige Stellen, wie 2. Mose 8, 28 wo die Übersetzung behauptet, dass der Pharaoh selbstbestimmt handelte, in der lateinischen Vorlage steht dort ganz klar der Passiv von „belasten“ → „ingravatum“.
Die Grundpopulation sind ca. 70 Personen:
Und aller Seelen, die aus den Lenden Jakobs gekommen waren, deren waren siebzig. Joseph aber war zuvor in Ägypten.
Aus ca. 70 Menschen werden in 430 Jahren 600.000 Männer plus Frauen und Kinder.
Also zogen aus die Kinder Israel von Raemses gen Sukkoth, sechshunderttausend Mann zu Fuß 2. Mose 12, 37
Das würde bedeuten, dass über elf Generationen jeder Mann mindestens zweieinhalb Söhne zeugen muss, welche dann selbiges tun. Selbst wenn diese 430 Jahre im Nil-Delta ohne Krankheiten und bei bester Verpflegung waren, ist dies nahezu unmöglich.
Selbst wenn diese 600.000 Männer nur je eine Frau und nur zwei Kinder haben, dann machen sich ca. zweieinhalb Millionen Menschen auf den Weg. Ein Flüchtlingsstrom dieses Ausmaßes ist selbst in Zeiten von Schwerlasthubschraubern, Notfallrationen und satellitengestützer Kommunikation eine logistische Katastrophe.
Der Tross wäre mindestens 250 Kilometer lang und es würde fünf Tage dauern vom ersten bis zum letzten Israeliten, der einen Fuss ins trockengelegte Rote Meer setzt - das nimmt nicht nur der Szene die Dramatik komplett, sondern macht klar, dass eine erfolgreiche Flucht einer derartigen Menschenmasse vor berittenen Verfolgern unmöglich ist.
Siehe auch → Der biblische Auszug der Israeliten aus Ägypten
Ob das von Gott bereitgestellte Manna nun eine Flechte oder das Ausscheidungssekret von auf Tamarisken lebenden Schildläusen ist: Es würde als alleinige Verpflegung auf keinen Fall ausreichen, selbst als Beigabe zur hauptsächlich tierischen Ernährung der Nomaden, würde es nicht grundlegende Bedürfnisse decken.1) Mehr als ein ungeliebter Snack kann es nicht gewesen sein.
Und die Kinder Israel aßen Manna vierzig Jahre 2. Mose 16, 35
s.a.: Die Rechtsvorschriften der Bibel
Hier besonders hervorzuheben im Buch Exodus (2. Mose) ist die Sippenhaftung „bis ins vierte Glied“ → Sippenhaftung
Gott JHWH verspricht, dass die einheimischen Völker aus Kanaan ausgelöscht2) werden.
ich will vor dir her senden einen Engel und ausstoßen die Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter, dich zu bringen in das Land, darin Milch und Honig fließt. 2. Mose 33, 2-3
Das ist vielerlei Hinsicht peinlich. Zum Einen: Hatten wir nicht gerade im 2. Mose 22,203) das Gesetz bekommen, dass „Fremdlinge“ schützen sollte? Das sind keine Fremdlinge, das sind Einheimische, die wir vertreiben? Oder vertreiben wir sie gar nicht wirklich?
Und wenn ihr das Los werft, das Land unter euch zu teilen, so sollt ihr die Fremdlinge, die bei euch wohnen und Kinder unter euch zeugen, halten gleich wie die Einheimischen unter den Kindern Israel; Hesekiel 47, 22
Zum Anderen: Die Autoren dieser Geschichte hatten keine Ahnung, woher die „Israeliten“ in Wirklichkeit stammten: aus Kanaan!4)
Und nicht zuletzt: Es gelingt Gott JHWH schlicht nicht, die anderen Völker zu vertreiben (in der Geschichte des Alten und Neuen Testamentes, von der Realität mal ganz zu schweigen).
Die Jebusiter aber wohnten zu Jerusalem, und die Kinder Juda konnten sie nicht vertreiben; also blieben die Jebusiter mit den Kindern Juda zu Jerusalem bis auf diesen Tag. Josua 15, 63
Und sie vertrieben die Kanaaniter nicht, die zu Geser wohnten; also blieben die Kanaaniter unter Ephraim bis auf diesen Tag und wurden zinsbar. Josua 16, 10
Und die Kinder Manasse konnten diese Städte nicht einnehmen; sondern die Kanaaniter blieben wohnen in dem Lande. Josua 17, 12
Dies sind die Heiden, die der HERR ließ bleiben […] nämlich die fünf Fürsten der Philister und alle Kanaaniter und Sidonier und Heviter, die am Berg Libanon wohnten, von dem Berg Baal-Hermon an, bis wo man kommt gen Hamath. […] Da nun die Kinder Israel also wohnten unter den Kanaanitern, Hethitern, Amoritern, Pheresitern, Hevitern und Jebusitern, […] Richter 3, 1-6
Mose braucht nicht nur unglaublich wenig Wasser zum Überleben - er schreibt auch unglaublich langsam.
Und er war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte. 2. Mose 34, 28
Die Fremdlinge sollst du nicht schinden noch unterdrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.2. Mose 22, 20