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Framing-Effekt
- Deutsch: „Rahmungseffekt“
Beschreibung
Der Framing-Effekt ist zu beobachten, wenn wir - bei identischer Fakten-Lage (Gleichheit der Wahrheits-Bedingungen) - zu unterschiedlichen Ergebnissen, Entscheidungen oder Einschätzungen kommen, nur allein auf Grund der Art und Weise wie die Fakten dargestellt/formuliert werden bzw. auf welche Aspekte wir uns konzentrieren. Sprich: Wo wir den Betrachtungs-Rahmen des großen Ganzen ziehen.
Daniel Kahneman und Amos Tversky - die wesentlich an der Entwicklung dieses Konzeptes und der Erforschung mentaler Modelle beteiligt waren - definierten Framing-Effekte im Hinblick auf ihre „ungerechtfertigte Einflüsse von Formulierungen auf Überzeugungen und Präferenzen“.1)
Das Problem beim Framing-Effekt ist, dass er nie ganz vermieden werden kann! Schlicht, weil Sprache nicht in der Lage ist mehrere Formulierungen bzw. Aspekte gleichzeitig zu transportieren. Wenn Italien gegen Frankreich die WM gewinnt, dann kann man sagen: „Italien hat gewonnen“ oder „Frankreich hat verloren“ - beide Sätze drücken den selben Sachverhalt aus, aber sie lösen unterschiedliche Assoziationen aus.
Darüber hinaus ist die Welt so komplex und vielschichtig, dass wir uns bei unserer Entscheidungs-Findung auf bestimmte Aspekte konzentrieren und andere ausser Acht lassen müssen. Hierbei ist es hilfreich, wenn man sich seines Framings bewusst ist und sich bemüht die relevantesten von den weniger relevanten Aspekten zu trennen. Siehe hierzu: Entscheidungsfindung, Analyse
Beispiele
- Weniger Menschen stimmten einer OP zu, wenn sie hören, dass die Sterbe-Wahrscheinlichkeit bei 10% liegt, als wenn sie gesagt bekommen, dass die Überlebens-Wahrscheinlichtkeit bei 90% liegt.
- „90% fettfrei“ ist attraktiver als „nur 10% Fett“.
- Ob das gleiche Stück Brot im christlichen Gottes-Dienst nun der „symbolische“ oder „wahre“ Leib ihres Gottes, hat Europa in jahrhundert-lange Kriege geführt, mit mind. 7,5 Millionen Toten, die Mehrzahl Zivilisten.
- In der Wahl zum US-Präsidenten 2020 behauptete der Amts-Inhaber, dass er die meisten Stimmen bekommen hätte, die je ein Präsident bekommen hat. Dies war korrekt, doch hatte sein Herausforderer, der nicht „Präsident“ war, nochmal mehr Stimmen bekommen, was er aus seinem Rahmen fallen ließ2). Seine, kognitiv nicht überaktiven, Anhänger wähnten ihn jedoch als legitimen Sieger und sahen die nachfolgende Inauguration und Macht-Übernahme als Unrecht an.
Verbindungen
Quellen
- Kahneman, Denken, S. 115, 447ff
- Dobelli, Denkens, S. 173ff
- Weinberg/McCann, Super Thinking, p. 11-13