Inhaltsverzeichnis

Aufbruch und Protest

Bella Ciao

Eines Morgens, in aller Frühe,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
eines Morgens, in aller Frühe
trafen wir auf unser’n Feind.

Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
denn ich fühl’, der Tod ist nah.

Wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,
bringt mich dann zur letzten Ruh’!

In den Schatten der kleinen Blume,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
einer kleinen, ganz zarten Blume,
in die Berge bringt mich dann!

Und die Leute, die geh’n vorüber,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
und die Leute, die geh’n vorüber,
seh’n die kleine Blume steh’n.

Diese Blume, so sagen alle,
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
ist die Blume des Partisanen,
der für uns’re Freiheit starb.

Die Moorsoldaten

Wohin auch das Auge blicket,
Moor und Heide nur ringsum.
Vogelsang uns nicht erquicket,
Eichen stehen kahl und krumm.

Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.

Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Morgens ziehen die Kolonnen
in das Moor zur Arbeit hin.
Graben bei dem Brand der Sonne,
doch zur Heimat steht ihr Sinn.

Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Heimwärts, heimwärts jeder sehnet,
nach den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet,
weil wir hier gefangen sind.

Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Auf und nieder gehn die Posten
keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten,
vierfach ist umzäunt die Burg.

Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kann's nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, du bist wieder mein.

Dann ziehn die Moorsoldaten
nicht mehr mit dem Spaten
ins Moor!

Das Moorsoldatenlied, Börgermoorlied oder kurz Moorlied wurde 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschaffen. In diesem Lager wurden vorwiegend politische Gegner des Nazi-Regimes gefangen gehalten. Mit einfachen Werkzeugen wie dem Spaten mussten diese dort das Moor kultivieren Die_Moorsoldaten

Du, laß dich nicht verhärten

Du, laß dich nicht verhärten
in dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind, brechen,
die allzu spitz sind, stechen
und brechen ab sogleich.

Du, laß dich nicht verbittern
in dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern
- sitzt du erst hinter Gittern -
doch nicht vor deinem Leid.

Du, laß dich nicht erschrecken
in dieser Schreckenszeit.
Das wolln sie doch bezwecken
daß wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit.

Du, laß dich nicht verbrauchen,
gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.

Wir wolln es nicht verschweigen
in dieser Schweigezeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen,
wir wolln das allen zeigen,
dann wissen sie Bescheid

Text und Musik: Wolf Biermann

Sag sein!

Wenn sie jetzt ganz unverhohlen, wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen, über Menschenrechte lachen,
wenn sie dann in lauten Toenen saufend ihrer Dummheit froenen,
denn ein Deutscher hinter'm Tresen muss nun mal die Welt genesen,
dann steh auf und misch dich ein: Sage nein!

Meistens rückt dann ein Herr Wichtig die Geschichte wieder richtig,
faselt von der Auschwitz-Lüge, leider kennt man's zur Genüge,
mach dich stark und misch dich ein, zeig' es diesem dummen Schwein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du 6 bist oder 100, sei nicht nur erschreckt verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!

Und wenn aufgeblas'ne Herren dir galant den Weg versperren,
ihre Blicke unter Lallen nur in deinen Ausschnitt fallen,
wenn sie prahlen von der Alten, die sie sich zu Hause halten,
denn das Weib ist nur was wert wie dereinst - an Heim und Herd,
tritt nicht ein in den Verein:
Sage nein!

Und wenn sie in deiner Schule ploetzlich lästern über Schwule,
schwarze Kinder spüren lassen, wie sie and're Rassen hassen,
Lehrer, anstatt auszusterben, Deutschland wieder braun verfärben,
hab dann keine Angst zu schrei'n:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du 6 bist oder 100, sei nicht nur erschreckt verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du 6 bist oder 100, sei nicht nur erschreckt verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!

Sag' nein!
Sag' nein!
Sag' nein!

Trotzalledem

Das war 'ne heiße Märzenzeit,
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit,
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem -
Trotz Wien, Berlin und alledem -
Ein schnöder scharfer Winterwind
Durchfröstelt uns trotz alledem!

Die Waffen, die der Sieg uns gab,
Der Sieg des Rechts trotz alledem,
Die nimmt man sacht uns wieder ab,
Samt Pulver, Blei und alledem.
Trotz alledem und alledem,
Trotz Parlament und alledem.
Wir werden uns´re Büchsen los,
Soldaten wild, trotz alledem.

Und wenn der Reichstag sich blamiert,
Professorenhaft, trotz alledem.
Und wenn der Teufel reagiert
Mit Huf und Horn trotz alledem.
Trotz alledem und alledem,
Es kommt dazu trotz alledem,
Daß rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht, trotz alledem!

Heißt „gnäd'ger Herr“ das Bürschchen dort
man sieht's am Stolz und alledem
Doch lenkt auch Hunderte sein Wort,
's ist nur ein Tropf trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
trotz Band und Stern und alledem!
Der Mann von unabhängigem Sinn
sieht zu, und lacht zu alledem!

Drum jeder fleh, daß es gescheh'
wie es geschieht trotz alledem
daß Wert und Kern, so nah wie fern
den Sieg erringt trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
es kommt dazu trotz alledem
daß rings der Mensch die Bruderhand
dem Menschen reicht trotz alledem!

Text: Ferdinand Freiligrath, nach Robert Burns, St. Goar, Dez. 1843 - Freiligrath schrieb eine weitere Version nach der verlorenen Revolution von 1848 Musik: schottische Melodie, eine weitere Vertonung gibt es von K. G. Reißiger
Hier eine Mischung der Texte des Originals von 1843 und 1848 zusammengestellt nach der Version von Hannes Wader. Hier auch die neueste Version von Wader

Zogen einst fünf wilde Schwäne

Zogen einst fünf wilde Schwäne,
Schwäne leuchtend weiß und schön.
„Sing, sing, was geschah?“
Keiner ward mehr gesehn.

Wuchsen einst fünf junge Birken
grün und frisch an Bachesrand
„Sing, sing, was geschah!“
Keine in Blüten stand.

Zogen einst fünf junge Burschen
stolz und kühn zum Kampf hinaus.
„Sing, sing, was geschah? “
Keiner kehrt nach Haus.

Wuchsen einst fünf junge Mädchen
schlank und schön am Memelstrand.
„Sing, sing, was geschah?“
Keins den Brautkranz wand.