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mentale_modelle:first_principles_thinking

First Principles Thinking

  • auch: „arguing from first principles“
  • keine allgemein gebrauchte deutsche Übersetzung
    • Gründe hierfür?
      • Mangelndes deutsches Vokabular für verschiedene Zustände von Irrglauben, Fehlgeleitetsein und Unwissenheit geht.
    • Mögl. Übersetzungen:
      • „den Sachen auf den Grund gehen“
      • „kritisch denken“
      • „first principles“ werden mitunter als „Grundmuster“ oder „Grundprinzipien“ übersetzt, dies hat aber kaum Verbereitung gefunden. Beide Begriffe sind zudem keine Fach-Termini.

Beschreibung

„First Principles Thinking“ ist eine Methode zur Analyse, Entscheidungsfindung und Problemlösung, in welcher man sein Wissen bzw. Annahmen und Prämissen überprüft und so ggfs. Irrtümer, Fehlannahmen, Denkfehler abstellen kann.

Der wesentliche Punkt in dieser Methode besteht darin, sich in der Betrachtung eines Themas allein auf das zu konzentrieren, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit objektiv richtig ist (sprich: die Qualität eines Naturgesetzes hat) und alles andere in Frage zu stellen bzw. außen vor zu lassen - egal wie sehr dies gesellschaftlich oder kulturell akzeptiert und als richtig/wichtig angesehen wird oder wie wir persönlich dazu stehen bzw. darüber fühlen.

Dies klingt simpel, aber dies nur, da die meisten Menschen sich nicht bewusst sind, wie wenige ihrer Annahmen objektiv begründet/begründbar und belastbar sind. FIXME Siehe hierzu auch: Affekt-Heuristik

Ein wichtiger Neben-Effekt ist, dass man durch Analyse und Dekonstruktion ein besseres Verständnis der fraglichen Thematik und der eigenen Denkweisen bekommt.

Die Methode ist vor allen in der Wirtschaft bekannt geworden durch Elon Musk, der „reason from first principles“ als Gegen-Modell zum „Denken in bzw. Argumentieren mit Analogien“ sieht1).

Vorsicht: In dem Kontext dieser Methode werden häufig Begriffe wie „selfevident assumption“ oder „Wahrheiten“ verwendet, die u.U. sog. Letztbegründungen darstellen können oder sollen, welche in sich selbst dem „First Principles Thinking“ widersprechen. Grundsätzlich leidet die Methode aber nicht darunter, dass alles Wissen nur vorläufig sein kein, da es auch ohne „letze Wahrheiten“ immer noch ausschlaggebende Unterschiede zwischen Annahmen gibt, die Skeptizismus, Fallibilismus, kritische Diskussion und empirisches Testen überstanden haben2) und Annahmen, die durch Glauben, Dogma, Offenbarung, Tradition, Autorität oder subjektive Überzeugung gestützt werden.3)

Konkrete Methoden für "First Principle Thinking"

Faktisch geht es hierbei darum, den Sachen auf den Grund zu gehen und sich nicht durch (meist unbewusste) Gefühle verwirren zu lassen und sich so vereinfachte Modelle aufzuladen, die wir niemals miteinander in Einklang bringen können (s.a. Affekt-Heuristik).

Hoher Abstaktions-Grad

  1. Sei/werde Dir Deiner Annahmen bewusst
  2. Brich das Problem auf seine fundamentalen Bestandteile herunter
  3. Finde Lösungen basierend auf den fundamentalen Bestandteilen des Problems

Mittlerer Abstaktions-Grad

  1. Finde heraus, was genau Du eigentlich denkst - und warum!
  2. Hinterfrage diese Annahmen!
  3. Suche nach belastbaren Gründen für Deine Annahmen!
  4. Erwäge andere mögliche Positionen!
  5. Halte Dir die Ursprünge und die Folgen Deiner Annahmen vor Augen!
  6. Betrachte Dich und die ganze Angelegenheit „von außen“ (Meta-Ebene)
    • Warum hat Dich die Frage/Angelegenheit/Problem in erster Linie berührt?
    • Hast Du Annahmen verworfen? Hast Du Annahmen verteidigt, die nicht haltbar waren? Wie und warum hast Du versucht, Deine Irrtümer zu verteidigen oder nicht einzugestehen müssen?
    • Kann es eine entgültige, unumstößliche Antwort/Lösung geben? Oder ist hier Prozess/Fortschreiten zu erkennen?
    • Wie sehr fühlst Du dein Selbst von der Annahme berührt? Würde an andere, vielleicht sogar gegenteilige Annahme Dich ändern? Wie sehr fürchtest Du die Reaktion auf eine eventuelle Meinungs-Änderung?

Beispiele

Irrgarten mit unterschiedlichen Lösungen

  • Wenn die Aufgabe gestellt wurde, an das Ende des Irrgartens zu kommen, wird die Mehrzahl aller Gefragten den blauen Weg wählen und nicht den rosa-farbenen, in der - impliziten und unbewussten - Annahme, dass „man natürlich DURCH den Irrgarten gehen muss“ - was nicht der Teil der Aufgabe war.

Verbindungen

Analyse

Entscheidungsfindung

Problemlösung

Quellen

  • Weinberg/McCann, Super Thinking, p. 4
  • Parrish, Mental Models I, p. 77
2)
sog. „Quellen des Wissens“
3)
sog. „Quellen des Irrtums“
mentale_modelle/first_principles_thinking.txt · Zuletzt geändert: 2021/02/05 16:52 von hkolbe